Die grosse Fragen im Rückblick auf das eigene Leben
Daniel Hell im Gespräch mit Klara Obermüller, Publizistin und Autorin
Das Bedürfnis, Rückschau zu halten, Bilanz zu ziehen, zu verstehen, was dieses Leben zu dem gemacht hat, was es heute ist, was mich zu der oder zu dem gemacht hat, die oder der ich heute bin, bewegt Menschen jeden Lebensalters. «Nach vorne gerichtet müssen wir das Leben wagen», hat Kierkegaard geschrieben, «erst in der Rückschau können wir es erkennen.» Die Fragen, die bei diesem Prozess der Rückschau aufkommen, sind die grossen Fragen nach dem Woher und dem Wohin: Woher komme ich? Wohin gehe ich? Und auch: Was habe ich bislang aus diesem meinem Leben gemacht? Was habe ich geleistet? Was habe ich gut gemacht, was versäumt und verpasst? Aber auch wo habe ich gefehlt, wo Schuld auf mich geladen? Was würde ich anders, was rückgängig machen, wenn ich könnte?
Daneben spielt die Frage nach der Verlässlichkeit von Erinnerung eine Rolle: Wo kann ich ihr trauen? Wo lege ich mir etwas zurecht? Und schliesslich die letzte grosse Frage: Was steht mir bevor, was erwartet mich (noch)? Was bedeutet es, älter zu werden, vielleicht nicht mehr viel Zeit zu haben, das Leben dahin-schwinden zu sehen? Und: Wie halte ich es mit dem Wissen um meine Endlichkeit und Verletzlichkeit?